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Die seltsame Logik der Betriebswirtschaftslehre
Preis: 20.00 €
Autor: Rosenhahn, Michael Herausgeber: Rosenhahn, Michael ISBN: 978-3-86929-508-4
Veröffentlicht am: 15.02.2022
In diesem Buch wird der Gesamtzusammenhang der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien auf der Grundlage eines einfachen und deshalb höchst wirkungsvollen Prinzips entwickelt:
Bedenke die Dinge und Prozesse in der Einheit ihrer gegensätzlichen Seiten.
Dieses Prinzip ist zwar im ökologischen Denken seit Jahrhunderten Denkstandard und fand in der doppelten Buchführung eine formale Vollendung, aber es wurde bislang nicht zur Begründung der Didaktik der Betriebswirtschaftslehre genutzt...
Leseprobe zu „Die seltsame Logik der Betriebswirtschaftslehre“
Dr. Michael Rosenhahn:
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre
Wenn Sie heute ein Lehrbuch für die betriebswirtschaftliche Grundausbildung aufschlagen, so werden Sie erkennen, daß sich die Abfolge der Themen an der Abfolge der Handlungen eines Kaufmannes im Verlaufe eines Wirtschaftsjahres orientiert: Man stellt dem Leser zunächst das Inventar und die Bilanz im Überblick vor, denn ein Kaufmann hat zu Beginn seiner Tätigkeit ein Inventar zu erstellen, das Handelsgesetzbuch (HGB) schreibt es so vor. Das Wirtschaftsjahr beschert dem Unternehmen die verschiedenartigsten Geschäftsvorfälle, die gebucht werden müssen. Deshalb wird im Lehrbuch jetzt die Buchführung besprochen, detailliert und sorgfältig bis in alle Tiefen, wie es sich für einen ordentlichen Kaufmann gehört. Am Ende des Wirtschaftsjahres muß ein Jahresabschluß erstellt werden, weshalb seine Darstellung den nächsten Lehrabschnitt bildet. Er besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und dem Anhang. Alle drei Komponenten werden durch die Paragraphen 266, 275 und 336 des HGB vorgeschrieben. Anläßlich der Analyse der GuV erfährt der Leser, daß ein Unternehmen betrieben wird, um eine hohe Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu erreichen. Die ergibt sich dann, wenn das Verhältnis zwischen dem Ertrag (Gewinn, Zins, Überschuß, Mehrwert, Profit), den ein Kapital erwirtschaftet hat, und dem Kapital selbst sehr hoch ist. Erst jetzt wird also der ökonomische Sinn eines Unternehmens offenbart. Nach dieser Offenbarung erfährt der Leser, daß das in der GuV ausgewiesene Ergebnis aus mindestens zwei Teilergebnissen besteht, dem neutralen Ergebnis und dem Betriebsergebnis. Das Betriebsergebnis ergibt sich als Differenz zwischen betrieblichen Erträgen (Leistungen) und betrieblichen Aufwendungen (Kosten). Die werden jetzt, lange nachdem der Leser sie blind und täppisch gebucht hat, ausführlich besprochen. Dazu gehört auch die Kostenstellenrechnung. In der Kostenstellenrechnung wird ein Unternehmen vollständig mit Hilfe der Stellen beschrieben, die Kosten verursachen, eben den Kostenstellen. Buchstäblich am Ende des klassischen BWL-Lehrbuches erhält der Lernende eine Vorstellung von der Struktur eines Unternehmens, erhält er die Vorahnung von einem groben Modell eines Unternehmens. Explizit dargestellt wird es nicht. Die Logik dieser Darstellung ist eisern, außerordentlich praxisnah und gesetzestreu, getreu einem Gesetz, das aus dem Jahre 1897 stammt – dem HGB. Die Logik des Handelsgesetzbuches ist eine Logik des Handelns, der Name sagt es. Sie ist die pragmatische Logik des Handelnden, des Händlers. Eine auf diese Logik gegründete Darstellung der Betriebswirtschaftslehre hat aber folgende Nachteile für die Lehre:
Der HGB-Logik liegt kein Modell des Unternehmens zu Grunde. Wenn der Darstellung kein Modell zu Grunde liegt, entsteht eine terminologische Unverbindlichkeit, die ihrerseits zu einer sinnlosen terminologischen Vielfalt führt. Die Begriffe lassen sich nicht an einem Bilde festmachen.
Die Behandlung der doppelten Buchführung vor der Klärung elementarster Begriffe wie Wert, Verwertung, Kapital, Rentabilität, Leistung, Kosten usw. kann nur dazu führen, daß formal und verständnislos gebucht wird. Der letztliche ökonomische Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung von Werten. Alle vom Unternehmer ausgeführten Handlungen müssen sich diesem Zweck unterordnen. Wenn ein Lernender diesen Zweck bis zum Ende eines Lehrbuches nicht kennt, wird er seiner Fähigkeit zum Mitdenken beraubt.
Der Logik des HGB liegt bei der Gegenüberstellung von Aufwendungen und Erträgen (GuV) der Zeitraum von 1 Periode (1 Wirtschaftsjahr) zu Grunde. Auch in der Kostenrechnung ist der betrachtete Zeitraum 1 Periode, nämlich 1 Monat. Das bedeutet, daß die Logik des HGB dem Unternehmen keine Zukunft gibt.
Im Gegensatz zu der 1-Perioden-Logik des HGB steht die Logik, die heute unter der Bezeichnung „Dynamische Investitionsrechnung“ gelehrt wird. Die dynamische Investitionsrechnung gründet sich auf ein wohldefiniertes, einfaches Modell, mit dessen Hilfe die Einheit von Investierung und Finanzierung über einen Zeitraum von mehreren, von n Perioden beschrieben wird. Im Sonderfall kann die Anzahl der Perioden n = 1 sein. Das bedeutet, daß die dynamische Investitionsrechnung der allgemeinere Fall ist, aus dem auch die Logik des HGB ableitbar ist.
Die
Betriebswirtschaftslehre ist deshalb bis heute nichts weiter als eine Lehre von der Anwendung des HGB und anderer einschlägiger gesetzlicher Regelungen geblieben, sie ist bislang keine exakte, auf ein allgemein anerkanntes Modell gegründete Wissenschaft geworden. Das ist das Elend der Betriebswirtschaftslehre.
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre ist bedauerlich, denn sie hat eine bemerkenswerte, seltsame Logik entwickelt, die meines Wissens in keiner anderen Wissenschaft angewandt wird. Diese Logik hat ihren harten Kern im System der doppelten Buchführung. Die doppelte Buchführung gründet sich darauf, daß stets die Frage gestellt wird, auf welche Weise die Finanzierung einer Investierung erfolgen soll. Es wird also stets die Einheit zweier zueinander entgegengesetzter Bewegungen betrachtet. Die Folge dieser Fragestellung ist, daß stets gleichzeitig auf (mindestens) zwei Konten gebucht wird, einmal im Soll (Investierung) und einmal im Haben (Finanzierung). Die Betrachtung der Vorgänge erfolgt in der Betriebswirtschaftslehre auf diese Weise stets von zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen. Keine Wissenschaft hat bisher eine solche Beobachtungsweise zustande gebracht! Unerkannt ist in der Betriebswirtschaftslehre seit Jahrhunderten ein Denkmuster enthalten, das seinesgleichen an Einfachheit, Sparsamkeit und Übersichtlichkeit sucht. Für Erkenntnistheoretiker, Philosophen, Wissenschaftstheoretiker, Kybernetiker, Didaktiker und Methodologen bietet sich in Form der Betriebswirtschafts-lehre ein Denk- und Betätigungsfeld, das Stoff für Forschungen, Promotionen und Habilitationen in Hülle und Fülle liefert. Aber – es liegt brach. Das fehlende Interesse der geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der BWL ist nicht verwunderlich. Denn wenn sich ein Lehrgebiet damit begnügt, Gesetzestexte in stets wechselnder bunter Verpackung wiederzukäuen, dann ist es nicht in der Lage, sich zu einer im besten Sinne theoretischen Wissenschaft zu entwickeln. In den Natur- und Technikwissenschaften gibt es Fächer wie Theoretische Mechanik, Theoretische Elektrotechnik oder Theoretische Chemie. In diesen Fächern wird die Logik des Fachgebietes auf der Grundlage von Modellen entwickelt, eine Logik, die sodann auf empirische Objekte angewandt wird. In der Betriebswirtschaftslehre ist es bis heute nicht gelungen, ein unternehmensneutrales Modell zu entwickeln und in Verbindung damit die Trennung in Theoretische und Angewandte Betriebswirtschaftslehre zu vollziehen. Die Potenzen dafür sind aber vorhanden. Und das ist die Stelle, wo das Elend der BWL zur Tragik wird.
Wenn es nicht gelingt, eine im besten Sinne Theoretische Betriebswirtschaftslehre zu entwickeln, eine Darstellung der Logik des Fachgebietes, die praktikabel ist, dann wird die BWL immer ihre empirische Außenseiterrolle behalten. Das wird nicht nur von Schaden für die Betriebswirtschaftslehre, sondern auch von Schaden für die gesamte Wissenschaft sein. Die BWLer werden weiter ihre Lose-Blatt-Sammlungen herausgeben, in denen sie wie Kugelschreiberfabrikanten stets denselben Inhalt in immer neuer Form verkaufen werden. Die Idee des fraktalen Unternehmens wird zum PR-Gag verkommen, die Anglifizierung der Sprache wird voranschreiten, und man wird stolz darauf sein, denn man wird nicht bemerken wollen, daß sie nur der Ausdruck der eigenen Gedankenlosigkeit ist. Aber die geniale Idee betriebswirtschaftlichen Denkens, die Beschreibung der Vorgänge aus zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen heraus vorzunehmen, wird weiterhin ein Dornröschendasein fristen, wird nicht nutzbar gemacht für andere Wissenschaften.
Ich denke, daß es kein Zufall ist, daß Natur- und Technikwissenschaftler gängigen betriebswirtschaftlichen Texten häufig hilflos gegenüberstehen. Sie sind groß geworden mit Logik, mit Folgerichtigkeit, mit der Richtigkeit von gedanklichen Folgen, und sie sind groß geworden mit bildhaften Modellen ihrer Forschungsobjekte. Aber weder in BWL-Lehrbüchern noch in BWL-Lehrprogrammen wird ihnen die gedankliche, die innere Logik betriebswirtschaftlichen Denkens dargestellt. Die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Unternehmens wird aber wesentlich von Ingenieuren und Technikern bestimmt. Sie sind es, die Produktionsprozesse und Produkte projektieren, sie bestimmen die Ökonomie. Also muß Ökonomie gerade Menschen mit naturwissenschaftlicher und technischer Ausbildung Spaß machen. Wenn ein Techniker oder Ingenieur einem ökonomischen Problem nicht denselben intellektuellen Reiz abgewinnen kann wie einem technischen, so ist es schlecht um das Unternehmen bestellt. Der Versuch, die BWL mit einem hundert Jahre alten Ding aus Amerika, dem Controlling, aufzupeppen, hat zwar eine hübsche Abwechslung, aber ansonsten nicht viel gebracht. Zumindest nicht für die Didaktik der BWL. Die Controller sind unter sich geblieben, die BWLer auch. Bildungseinrichtungen zeigten sich da weniger genierlich; man ist up to date und nennt sein altes BWL-Lehrprogramm eben Controlling, das klingt so adrett, so modern und weltoffen. Freilich, die Betriebswirtschaftler haben verstanden, daß sie die Dinge, die sie bedenken wollen, im Zusammenhang denken müssen, wenn die Komplexität betriebswirtschaftlicher Vorgänge beherrscht werden soll. Aber wie das zu machen ist, weiß bis heute im Grunde genommen noch immer keiner. Anstatt zu einer vereinheitlichten Betrachtungsweise zu gelangen, entstanden das Personalmanagement, das Finanzmanagement, das Material-management, das Zeitmanagement, das Innovationsmanagement, das Projektmanagement, das ... und so weiter und so weiter. Die zunehmende Konkurrenz führte dazu, daß die Verbindung zwischen Unternehmen und Markt stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde. Man erfand das Marketing, die profit center, die just-in-time-Logistik, und weil all dieser Kram den Personalaufwand und damit die Kosten in die Höhe treibt, entstand dann auch noch das lean-management, der Angstruf nach flachen Leitungsstrukturen. Tatsächlich wurde das Unternehmen mit diesen vereinzelten Betrachtungsweisen zerfetzt, seine Einheit zerstört. Deshalb benötigt die Betriebswirtschaftslehre einen neuen Denkansatz, einen Denkansatz, der das Unternehmen nicht zerstört und nicht im Widerspruch zu geltenden Gesetzen bringt. Aber es muß ein Denkansatz sein, der die Betriebswirtschaftslehre in eine neue, eine ökonomischere Logik führt. Was Betriebswirtschaftslehre dazu braucht, das sind zunächst klare Vorstellungen, klare Bilder von den Prozessen, die sie beschreiben will. Der biblische Grundsatz, wonach du dir kein Bild machen sollst, hat den Sinn, Entwicklung offen zu halten. Das ist gut so. Wenn wir einerseits diese Idee akzeptieren wollen, andererseits aber dringend Bilder fordern, um unser Denken in Ordnung bringen zu können, dann dürfen die Bilder, die wir uns machen wollen, eben keine statischen Bilder sein, sondern es müssen entwicklungsfähige Bilder werden. Erst wenn die Betriebswirtschaftler entwicklungsfähige Bilder entwerfen, wenn sie über dynamische Bilder verfügen, werden sie auch dynamische Begriffe bilden, werden sie darauf verzichten können, ständig verschiedene Namen für Gleiches zu vergeben. Denken Sie beispielsweise an Zinssatz, Zinsfuß, Rentabilität, Mehrwertrate, Wachstumsrate oder ROI - all diese verschiedenen Worte bezeichnen tatsächlich einunddasselbe, nämlich das Verhältnis von Mehrwert zu dem Wert, der den Mehrwert hervorgebracht hat. Oder denken Sie an die lächerliche Dopplung in den Paragraphen 240 und 266 des HGB, die den Wertanteil des Vermögens, der uns nicht gehört, zum einen als Schulden und zum anderen als Verbindlichkeiten bezeichnen. Weder das eine noch das andere Wort gestattet die Bildung des Oberbegriffes „Kapital“, der benötigt wird, wenn eigenes und fremdes Kapital (Schulden, Verbindlichkeiten) in ihrer Einheit bedacht werden sollen. Denken Sie bitte auch daran, daß elementarste (!) Begriffe wie Wirtschaftsgut, Wert, Kapital nicht explizit definiert sind. Und definieren heißt in der Wissenschaft, einen Begriff auf einen übergeordneten, auf einen allgemeineren zurückzuführen. Wenn Betriebswirtschaftler nicht wissenschaftlich exakt definieren können, dann heißt das nichts Anderes, als daß sie nicht in der Lage sind, Grundbegriffe zu finden, auf denen eine Logik aufbaut, und es heißt weiterhin, daß sie nicht in der Lage sind, zu verallgemeinern. Betriebswirtschaftler sind in elementarster Weise nicht in der Lage, begrifflich das Gleiche im Verschiedenen verbal auszudrücken. Das ist nicht nur fatal, das ist ein Armutszeugnis für das Land der Dichter und Denker. Und wie kann betriebswirtschaftliche Didaktik unter solchen Umständen nur beschaffen sein? Sie ist unlogisch und damit auch unökonomisch; sie kostet unnötig Geld. Und das ist eine Schande für gute Betriebswirtschaftler!
Das vorliegende Buch entwickelt eine andere als die gängige, empirische betriebswirtschaftliche Logik auf der Basis des HGB. Sie beginnt mit der Darstellung der Verwertung von Wert in einem Wachstumsprozeß. In der Ökonomie heißt dieser Prozeß Verzinsung, Verwertung, Wertschöpfung oder auch Wertbildung. Ich bekenne mich also von Anfang an zu dem
SATZ: Der Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung der Werte von Wirtschaftsgütern.
Der Begriff des an Dinge gebundenen Wertes wird somit zum Ausgangspunkt der Darstellung. Das Modell der Verzinsung, der Verwertung von Wert wird sodann auf den klassischen Produktionsprozeß angewandt. Der entstehende Kreislauf wird als Kreislauf von Kapital beschrieben. Diese Beschreibung ist unabhängig von der Größe des Unternehmens, unabhängig von dessen Produkten und unabhängig von der Menge der Produkte. Sie entspricht den durch das HGB vorgeschriebenen und in den Betrieben verwendeten betriebswirtschaftlichen Instrumentarien. Sodann wird der Begriff der Produktion erweitert, indem auch die Beschaffung, der Vertrieb und die Verwaltung als Produktionsprozesse mit spezifischen Produkten beschrieben werden. Aus diesem Ansatz wird das Modell des Kapitalkreislaufes zu einem fraktalen Unternehmensmodell weiterentwickelt, das diesen aus den Naturwissenschaften stammenden Begriff auch tatsächlich verdient.
Mit der gleichartigen Beschreibung qualitativ verschiedener Teilprozesse als Kreisläufe von Kapital wird der zyklische Vorgang der Verwertung (Verzinsung) von Wert in drei wohldefinierte Teilprozesse aufgelöst. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, solche Ideen wie die vom virtuellen Unternehmen, der Gruppenarbeit, des lean-managements, der profit center oder der Budgetierung anschaulich zu machen und auf ein gemeinsames Denkmuster zurückzuführen. Das Grundmuster der Kostenstellenrechnung ordnet sich ganz zwanglos in dieses Bild ein.
von Forschung und Entwicklung (FuE) bzw. der Projektierung handeln kann. Der Zusammenhang zwischen projektierender und ausführender Produktion wird als Zusammenhang ihrer Produkte dargestellt. Der Zusammenhang zwischen beiden Prozessen wird durch einen dritten Prozeß vermittelt, den Prozeß der Überleitung. Damit werden Ansätze für eine Ökonomie der geistigen, der projektierenden Produktion entwickelt. Die Unabhängigkeit der Darstellung vom Produkt hat zur Folge, daß damit die Möglichkeit der leichten Transformation von Erfahrungen aus einem Bereich in einen anderen Bereich eröffnet wird.
Auf der Grundlage dieses Modells werden alle Themen in der Einheit von Wort und Bild besprochen. Und das Bild, in das wir unsere verbale Darstellung einordnen, ist immer das Bild des Kreislaufes der Verwertung von Wert. Damit sind sowohl die rechte als auch die linke Hemisphäre des Gehirns angesprochen. Das führt nicht nur zu einem Höchstmaß an Anschaulichkeit und Begriffsschärfe, sondern auch zu kurzen Lernzeiten. Die Darstellung gründet sich konsequent auf die Begriffe des Bestandes und der Änderung eines Bestandes in Gestalt von Mehrungen und Minderungen. Die werden mit den Zeichen ● für Bestand und → für Bestandsänderung durchgängig illustriert. Das ist grundsätzlich neu und dürfte für Techniker und Naturwissenschaftler sehr hilfreich sein.
Aus beiden Begriffen wird zunächst die Logik der Beschreibung von Beständen mittels Inventars und Bilanz sowie den dazugehörigen Kennziffern aufgebaut. Daran schließt sich die Logik der Beschreibung der Änderungen, der Bewegungen von Beständen mittels Bewegungsbilanz, GuV, Ergebnisbilanz, Kosten- und Leistungsrechnung an. In der Kostenrechnung werden die Kosten einer Menge M den Kosten einer Mengeneinheit aus der Menge M gegenübergestellt. Die Darstellung wird auf diesem Wege allgemeingültig und umgeht den oft unsinnig – weil einschränkend - verwendeten Begriff der Stückkosten. Darauf folgt die Logik der doppelten Buchführung. Der Leser weiß jetzt nicht nur, daß er bucht, sondern auch was er bucht. Die Abhandlung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien schließt mit der Beschreibung ihres logischen Gesamtzusammenhanges. Der Leser kann sich somit die Auswirkungen einer Änderung an einer beliebigen Stelle des Systems auf das Gesamtsystem vorstellen; er wird in die Lage versetzt, nicht nur komplex zu denken, sondern auch komplex zu sehen. Das ist eine gute Vorbereitung für die Simulation von Unternehmen am PC. Der Leser erfährt keine betriebswirtschaftliche Mechanik, er erlernt betriebswirtschaftliches Denken.
Bei allem spreche ich die Leser an, die Darstellung ist also eine buchstäblich ansprechende Darstellung und keine modifizierte Wiedergabe der einschlägigen Gesetzestexte. Die Darstellung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien, einschließlich der doppelten Buchführung, erfolgt am Beispiel eines kleinen Musterunternehmens, dessen Bilanz auf jeder Seite nur drei Positionen aufweist. Die Zahlenbeispiele werden mit einfachen, glatten Zahlen gerechnet. Der Leser wird so in die Lage versetzt, der Idee zu folgen, er wird nicht durch sinnlose „Praxisnähe“ in Gestalt von Millionenbeträgen mit zwei Stellen nach dem Komma vom Mitdenken abgelenkt. Die auf diesem Wege geschaffene Logik ist genau umgekehrt zu der vieler Lehrbücher. Am Anfang wird nicht die Buchführung behandelt, sondern der Vorgang der Verwertung von Wert. Hier wird der Begriff eingeführt, der in Lehrbüchern der kaufmännischen Grundausbildung üblicherweise erst zum Schluss erscheint, der Begriff der Rentabilität des eingesetzten Kapitals.
Dieses Buch ist geschrieben für Leser, die sich aus verschiedensten Gründen mit der Betriebswirtschaftslehre beschäftigen wollen oder müssen und dabei das Gefühl haben, daß BWL unlogisch sei. Das sind in erster Linie gewiß Techniker und Ingenieure, Studenten und Lehrer, Leute mit einem Gespür für Logik und geistige Schönheit. Dieses Buch ist deshalb kein detailliertes BWL-Lehrbuch, das die letzten Tiefen der empirischen Vielfalt behandelt. Es ist im besten Sinne „oberflächlich“, damit der Gesamtzusammenhang sichtbar wird. Und deshalb werden es gewiß auch die sogenannten alten Hasen mit Gewinn lesen. Ich hoffe aber, daß sich auch Wissenschaftstheoretiker, Philosophen und Juristen mit dieser Darstellung beschäftigen werden, denn hier wird gezeigt, wie ein Wissensgebiet durch die Anwendung einfacher Prinzipien in eine logische Ordnung gebracht werden kann. Dabei stellt sich heraus, daß diese anders geordnete Betriebswirtschaftslehre nicht nur von einer Wissensansammlung zur Wissenschaft, sondern darüber hinaus zum Musterfall für andere Wissenschaften werden kann. Unerkannt stecken im betriebswirtschaftlichen Gedankengebäude seit mehreren hundert Jahren Denkprinzipien, die von den Natur- und Technikwissenschaften erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt worden sind. Vorstellungen von Bifurkation, Komplementarität, Fraktalität, Einheit von Widerspruch (fuzzy logic) und Dualität sind in der Betriebswirtschaftslehre genauso enthalten wie in den modernen Naturwissenschaften. Gesehen wurden sie bislang weder von Naturwissenschaftlern und Wissenschaftstheoretikern noch von den Betriebswirtschaftlern selbst. Die Barrieren, die aus der Arbeitsteilung in der Wissenschaft entstehen, haben eine beträchtliche Höhe erreicht. Um den Zusammenhang der Wissensgebiete erkennen zu können, müssen wir deshalb nach oben gehen, nicht nach unten, dürfen wir uns nicht länger in der Detaillierung vergraben. Detaillierung macht erst dann Sinn, wenn das Allgemeine, wenn die Oberfläche bekannt ist. Und was ich Ihnen hier entwickeln werde, das ist eine oberflächliche Darstellung, ist die Darstellung der Benutzeroberfläche der Betriebswirtschaftslehre - nicht irgendeiner windigen Version, sondern der stabilen.
Dieses Buch ist die geistige Vorstufe von „Die Seltsame Logik des Denkens in Gegensätzen“ vom gleichen Autor aus dem Jahre 2022. Hier werden die in der Einzelwissenschaft von der Betriebswirtschaft gewonnenen Erkenntnisse zu einer Wissenschaft von der Wissenschaft verallgemeinert, wobei ebenfalls eine definierte Zeichensprache verwendet wird. | Die seltsame Logik der Betriebswirtschaftslehre
Preis: 20.00 €
Autor: Rosenhahn, Michael Herausgeber: Rosenhahn, Michael ISBN: 978-3-86929-508-4
Veröffentlicht am: 15.02.2022
In diesem Buch wird der Gesamtzusammenhang der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien auf der Grundlage eines einfachen und deshalb höchst wirkungsvollen Prinzips entwickelt:
Bedenke die Dinge und Prozesse in der Einheit ihrer gegensätzlichen Seiten.
Dieses Prinzip ist zwar im ökologischen Denken seit Jahrhunderten Denkstandard und fand in der doppelten Buchführung eine formale Vollendung, aber es wurde bislang nicht zur Begründung der Didaktik der Betriebswirtschaftslehre genutzt...
Leseprobe zu „Die seltsame Logik der Betriebswirtschaftslehre“
Dr. Michael Rosenhahn:
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre
Wenn Sie heute ein Lehrbuch für die betriebswirtschaftliche Grundausbildung aufschlagen, so werden Sie erkennen, daß sich die Abfolge der Themen an der Abfolge der Handlungen eines Kaufmannes im Verlaufe eines Wirtschaftsjahres orientiert: Man stellt dem Leser zunächst das Inventar und die Bilanz im Überblick vor, denn ein Kaufmann hat zu Beginn seiner Tätigkeit ein Inventar zu erstellen, das Handelsgesetzbuch (HGB) schreibt es so vor. Das Wirtschaftsjahr beschert dem Unternehmen die verschiedenartigsten Geschäftsvorfälle, die gebucht werden müssen. Deshalb wird im Lehrbuch jetzt die Buchführung besprochen, detailliert und sorgfältig bis in alle Tiefen, wie es sich für einen ordentlichen Kaufmann gehört. Am Ende des Wirtschaftsjahres muß ein Jahresabschluß erstellt werden, weshalb seine Darstellung den nächsten Lehrabschnitt bildet. Er besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und dem Anhang. Alle drei Komponenten werden durch die Paragraphen 266, 275 und 336 des HGB vorgeschrieben. Anläßlich der Analyse der GuV erfährt der Leser, daß ein Unternehmen betrieben wird, um eine hohe Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu erreichen. Die ergibt sich dann, wenn das Verhältnis zwischen dem Ertrag (Gewinn, Zins, Überschuß, Mehrwert, Profit), den ein Kapital erwirtschaftet hat, und dem Kapital selbst sehr hoch ist. Erst jetzt wird also der ökonomische Sinn eines Unternehmens offenbart. Nach dieser Offenbarung erfährt der Leser, daß das in der GuV ausgewiesene Ergebnis aus mindestens zwei Teilergebnissen besteht, dem neutralen Ergebnis und dem Betriebsergebnis. Das Betriebsergebnis ergibt sich als Differenz zwischen betrieblichen Erträgen (Leistungen) und betrieblichen Aufwendungen (Kosten). Die werden jetzt, lange nachdem der Leser sie blind und täppisch gebucht hat, ausführlich besprochen. Dazu gehört auch die Kostenstellenrechnung. In der Kostenstellenrechnung wird ein Unternehmen vollständig mit Hilfe der Stellen beschrieben, die Kosten verursachen, eben den Kostenstellen. Buchstäblich am Ende des klassischen BWL-Lehrbuches erhält der Lernende eine Vorstellung von der Struktur eines Unternehmens, erhält er die Vorahnung von einem groben Modell eines Unternehmens. Explizit dargestellt wird es nicht. Die Logik dieser Darstellung ist eisern, außerordentlich praxisnah und gesetzestreu, getreu einem Gesetz, das aus dem Jahre 1897 stammt – dem HGB. Die Logik des Handelsgesetzbuches ist eine Logik des Handelns, der Name sagt es. Sie ist die pragmatische Logik des Handelnden, des Händlers. Eine auf diese Logik gegründete Darstellung der Betriebswirtschaftslehre hat aber folgende Nachteile für die Lehre:
Der HGB-Logik liegt kein Modell des Unternehmens zu Grunde. Wenn der Darstellung kein Modell zu Grunde liegt, entsteht eine terminologische Unverbindlichkeit, die ihrerseits zu einer sinnlosen terminologischen Vielfalt führt. Die Begriffe lassen sich nicht an einem Bilde festmachen.
Die Behandlung der doppelten Buchführung vor der Klärung elementarster Begriffe wie Wert, Verwertung, Kapital, Rentabilität, Leistung, Kosten usw. kann nur dazu führen, daß formal und verständnislos gebucht wird. Der letztliche ökonomische Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung von Werten. Alle vom Unternehmer ausgeführten Handlungen müssen sich diesem Zweck unterordnen. Wenn ein Lernender diesen Zweck bis zum Ende eines Lehrbuches nicht kennt, wird er seiner Fähigkeit zum Mitdenken beraubt.
Der Logik des HGB liegt bei der Gegenüberstellung von Aufwendungen und Erträgen (GuV) der Zeitraum von 1 Periode (1 Wirtschaftsjahr) zu Grunde. Auch in der Kostenrechnung ist der betrachtete Zeitraum 1 Periode, nämlich 1 Monat. Das bedeutet, daß die Logik des HGB dem Unternehmen keine Zukunft gibt.
Im Gegensatz zu der 1-Perioden-Logik des HGB steht die Logik, die heute unter der Bezeichnung „Dynamische Investitionsrechnung“ gelehrt wird. Die dynamische Investitionsrechnung gründet sich auf ein wohldefiniertes, einfaches Modell, mit dessen Hilfe die Einheit von Investierung und Finanzierung über einen Zeitraum von mehreren, von n Perioden beschrieben wird. Im Sonderfall kann die Anzahl der Perioden n = 1 sein. Das bedeutet, daß die dynamische Investitionsrechnung der allgemeinere Fall ist, aus dem auch die Logik des HGB ableitbar ist.
Die
Betriebswirtschaftslehre ist deshalb bis heute nichts weiter als eine Lehre von der Anwendung des HGB und anderer einschlägiger gesetzlicher Regelungen geblieben, sie ist bislang keine exakte, auf ein allgemein anerkanntes Modell gegründete Wissenschaft geworden. Das ist das Elend der Betriebswirtschaftslehre.
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre ist bedauerlich, denn sie hat eine bemerkenswerte, seltsame Logik entwickelt, die meines Wissens in keiner anderen Wissenschaft angewandt wird. Diese Logik hat ihren harten Kern im System der doppelten Buchführung. Die doppelte Buchführung gründet sich darauf, daß stets die Frage gestellt wird, auf welche Weise die Finanzierung einer Investierung erfolgen soll. Es wird also stets die Einheit zweier zueinander entgegengesetzter Bewegungen betrachtet. Die Folge dieser Fragestellung ist, daß stets gleichzeitig auf (mindestens) zwei Konten gebucht wird, einmal im Soll (Investierung) und einmal im Haben (Finanzierung). Die Betrachtung der Vorgänge erfolgt in der Betriebswirtschaftslehre auf diese Weise stets von zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen. Keine Wissenschaft hat bisher eine solche Beobachtungsweise zustande gebracht! Unerkannt ist in der Betriebswirtschaftslehre seit Jahrhunderten ein Denkmuster enthalten, das seinesgleichen an Einfachheit, Sparsamkeit und Übersichtlichkeit sucht. Für Erkenntnistheoretiker, Philosophen, Wissenschaftstheoretiker, Kybernetiker, Didaktiker und Methodologen bietet sich in Form der Betriebswirtschafts-lehre ein Denk- und Betätigungsfeld, das Stoff für Forschungen, Promotionen und Habilitationen in Hülle und Fülle liefert. Aber – es liegt brach. Das fehlende Interesse der geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der BWL ist nicht verwunderlich. Denn wenn sich ein Lehrgebiet damit begnügt, Gesetzestexte in stets wechselnder bunter Verpackung wiederzukäuen, dann ist es nicht in der Lage, sich zu einer im besten Sinne theoretischen Wissenschaft zu entwickeln. In den Natur- und Technikwissenschaften gibt es Fächer wie Theoretische Mechanik, Theoretische Elektrotechnik oder Theoretische Chemie. In diesen Fächern wird die Logik des Fachgebietes auf der Grundlage von Modellen entwickelt, eine Logik, die sodann auf empirische Objekte angewandt wird. In der Betriebswirtschaftslehre ist es bis heute nicht gelungen, ein unternehmensneutrales Modell zu entwickeln und in Verbindung damit die Trennung in Theoretische und Angewandte Betriebswirtschaftslehre zu vollziehen. Die Potenzen dafür sind aber vorhanden. Und das ist die Stelle, wo das Elend der BWL zur Tragik wird.
Wenn es nicht gelingt, eine im besten Sinne Theoretische Betriebswirtschaftslehre zu entwickeln, eine Darstellung der Logik des Fachgebietes, die praktikabel ist, dann wird die BWL immer ihre empirische Außenseiterrolle behalten. Das wird nicht nur von Schaden für die Betriebswirtschaftslehre, sondern auch von Schaden für die gesamte Wissenschaft sein. Die BWLer werden weiter ihre Lose-Blatt-Sammlungen herausgeben, in denen sie wie Kugelschreiberfabrikanten stets denselben Inhalt in immer neuer Form verkaufen werden. Die Idee des fraktalen Unternehmens wird zum PR-Gag verkommen, die Anglifizierung der Sprache wird voranschreiten, und man wird stolz darauf sein, denn man wird nicht bemerken wollen, daß sie nur der Ausdruck der eigenen Gedankenlosigkeit ist. Aber die geniale Idee betriebswirtschaftlichen Denkens, die Beschreibung der Vorgänge aus zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen heraus vorzunehmen, wird weiterhin ein Dornröschendasein fristen, wird nicht nutzbar gemacht für andere Wissenschaften.
Ich denke, daß es kein Zufall ist, daß Natur- und Technikwissenschaftler gängigen betriebswirtschaftlichen Texten häufig hilflos gegenüberstehen. Sie sind groß geworden mit Logik, mit Folgerichtigkeit, mit der Richtigkeit von gedanklichen Folgen, und sie sind groß geworden mit bildhaften Modellen ihrer Forschungsobjekte. Aber weder in BWL-Lehrbüchern noch in BWL-Lehrprogrammen wird ihnen die gedankliche, die innere Logik betriebswirtschaftlichen Denkens dargestellt. Die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Unternehmens wird aber wesentlich von Ingenieuren und Technikern bestimmt. Sie sind es, die Produktionsprozesse und Produkte projektieren, sie bestimmen die Ökonomie. Also muß Ökonomie gerade Menschen mit naturwissenschaftlicher und technischer Ausbildung Spaß machen. Wenn ein Techniker oder Ingenieur einem ökonomischen Problem nicht denselben intellektuellen Reiz abgewinnen kann wie einem technischen, so ist es schlecht um das Unternehmen bestellt. Der Versuch, die BWL mit einem hundert Jahre alten Ding aus Amerika, dem Controlling, aufzupeppen, hat zwar eine hübsche Abwechslung, aber ansonsten nicht viel gebracht. Zumindest nicht für die Didaktik der BWL. Die Controller sind unter sich geblieben, die BWLer auch. Bildungseinrichtungen zeigten sich da weniger genierlich; man ist up to date und nennt sein altes BWL-Lehrprogramm eben Controlling, das klingt so adrett, so modern und weltoffen. Freilich, die Betriebswirtschaftler haben verstanden, daß sie die Dinge, die sie bedenken wollen, im Zusammenhang denken müssen, wenn die Komplexität betriebswirtschaftlicher Vorgänge beherrscht werden soll. Aber wie das zu machen ist, weiß bis heute im Grunde genommen noch immer keiner. Anstatt zu einer vereinheitlichten Betrachtungsweise zu gelangen, entstanden das Personalmanagement, das Finanzmanagement, das Material-management, das Zeitmanagement, das Innovationsmanagement, das Projektmanagement, das ... und so weiter und so weiter. Die zunehmende Konkurrenz führte dazu, daß die Verbindung zwischen Unternehmen und Markt stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde. Man erfand das Marketing, die profit center, die just-in-time-Logistik, und weil all dieser Kram den Personalaufwand und damit die Kosten in die Höhe treibt, entstand dann auch noch das lean-management, der Angstruf nach flachen Leitungsstrukturen. Tatsächlich wurde das Unternehmen mit diesen vereinzelten Betrachtungsweisen zerfetzt, seine Einheit zerstört. Deshalb benötigt die Betriebswirtschaftslehre einen neuen Denkansatz, einen Denkansatz, der das Unternehmen nicht zerstört und nicht im Widerspruch zu geltenden Gesetzen bringt. Aber es muß ein Denkansatz sein, der die Betriebswirtschaftslehre in eine neue, eine ökonomischere Logik führt. Was Betriebswirtschaftslehre dazu braucht, das sind zunächst klare Vorstellungen, klare Bilder von den Prozessen, die sie beschreiben will. Der biblische Grundsatz, wonach du dir kein Bild machen sollst, hat den Sinn, Entwicklung offen zu halten. Das ist gut so. Wenn wir einerseits diese Idee akzeptieren wollen, andererseits aber dringend Bilder fordern, um unser Denken in Ordnung bringen zu können, dann dürfen die Bilder, die wir uns machen wollen, eben keine statischen Bilder sein, sondern es müssen entwicklungsfähige Bilder werden. Erst wenn die Betriebswirtschaftler entwicklungsfähige Bilder entwerfen, wenn sie über dynamische Bilder verfügen, werden sie auch dynamische Begriffe bilden, werden sie darauf verzichten können, ständig verschiedene Namen für Gleiches zu vergeben. Denken Sie beispielsweise an Zinssatz, Zinsfuß, Rentabilität, Mehrwertrate, Wachstumsrate oder ROI - all diese verschiedenen Worte bezeichnen tatsächlich einunddasselbe, nämlich das Verhältnis von Mehrwert zu dem Wert, der den Mehrwert hervorgebracht hat. Oder denken Sie an die lächerliche Dopplung in den Paragraphen 240 und 266 des HGB, die den Wertanteil des Vermögens, der uns nicht gehört, zum einen als Schulden und zum anderen als Verbindlichkeiten bezeichnen. Weder das eine noch das andere Wort gestattet die Bildung des Oberbegriffes „Kapital“, der benötigt wird, wenn eigenes und fremdes Kapital (Schulden, Verbindlichkeiten) in ihrer Einheit bedacht werden sollen. Denken Sie bitte auch daran, daß elementarste (!) Begriffe wie Wirtschaftsgut, Wert, Kapital nicht explizit definiert sind. Und definieren heißt in der Wissenschaft, einen Begriff auf einen übergeordneten, auf einen allgemeineren zurückzuführen. Wenn Betriebswirtschaftler nicht wissenschaftlich exakt definieren können, dann heißt das nichts Anderes, als daß sie nicht in der Lage sind, Grundbegriffe zu finden, auf denen eine Logik aufbaut, und es heißt weiterhin, daß sie nicht in der Lage sind, zu verallgemeinern. Betriebswirtschaftler sind in elementarster Weise nicht in der Lage, begrifflich das Gleiche im Verschiedenen verbal auszudrücken. Das ist nicht nur fatal, das ist ein Armutszeugnis für das Land der Dichter und Denker. Und wie kann betriebswirtschaftliche Didaktik unter solchen Umständen nur beschaffen sein? Sie ist unlogisch und damit auch unökonomisch; sie kostet unnötig Geld. Und das ist eine Schande für gute Betriebswirtschaftler!
Das vorliegende Buch entwickelt eine andere als die gängige, empirische betriebswirtschaftliche Logik auf der Basis des HGB. Sie beginnt mit der Darstellung der Verwertung von Wert in einem Wachstumsprozeß. In der Ökonomie heißt dieser Prozeß Verzinsung, Verwertung, Wertschöpfung oder auch Wertbildung. Ich bekenne mich also von Anfang an zu dem
SATZ: Der Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung der Werte von Wirtschaftsgütern.
Der Begriff des an Dinge gebundenen Wertes wird somit zum Ausgangspunkt der Darstellung. Das Modell der Verzinsung, der Verwertung von Wert wird sodann auf den klassischen Produktionsprozeß angewandt. Der entstehende Kreislauf wird als Kreislauf von Kapital beschrieben. Diese Beschreibung ist unabhängig von der Größe des Unternehmens, unabhängig von dessen Produkten und unabhängig von der Menge der Produkte. Sie entspricht den durch das HGB vorgeschriebenen und in den Betrieben verwendeten betriebswirtschaftlichen Instrumentarien. Sodann wird der Begriff der Produktion erweitert, indem auch die Beschaffung, der Vertrieb und die Verwaltung als Produktionsprozesse mit spezifischen Produkten beschrieben werden. Aus diesem Ansatz wird das Modell des Kapitalkreislaufes zu einem fraktalen Unternehmensmodell weiterentwickelt, das diesen aus den Naturwissenschaften stammenden Begriff auch tatsächlich verdient.
Mit der gleichartigen Beschreibung qualitativ verschiedener Teilprozesse als Kreisläufe von Kapital wird der zyklische Vorgang der Verwertung (Verzinsung) von Wert in drei wohldefinierte Teilprozesse aufgelöst. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, solche Ideen wie die vom virtuellen Unternehmen, der Gruppenarbeit, des lean-managements, der profit center oder der Budgetierung anschaulich zu machen und auf ein gemeinsames Denkmuster zurückzuführen. Das Grundmuster der Kostenstellenrechnung ordnet sich ganz zwanglos in dieses Bild ein.
von Forschung und Entwicklung (FuE) bzw. der Projektierung handeln kann. Der Zusammenhang zwischen projektierender und ausführender Produktion wird als Zusammenhang ihrer Produkte dargestellt. Der Zusammenhang zwischen beiden Prozessen wird durch einen dritten Prozeß vermittelt, den Prozeß der Überleitung. Damit werden Ansätze für eine Ökonomie der geistigen, der projektierenden Produktion entwickelt. Die Unabhängigkeit der Darstellung vom Produkt hat zur Folge, daß damit die Möglichkeit der leichten Transformation von Erfahrungen aus einem Bereich in einen anderen Bereich eröffnet wird.
Auf der Grundlage dieses Modells werden alle Themen in der Einheit von Wort und Bild besprochen. Und das Bild, in das wir unsere verbale Darstellung einordnen, ist immer das Bild des Kreislaufes der Verwertung von Wert. Damit sind sowohl die rechte als auch die linke Hemisphäre des Gehirns angesprochen. Das führt nicht nur zu einem Höchstmaß an Anschaulichkeit und Begriffsschärfe, sondern auch zu kurzen Lernzeiten. Die Darstellung gründet sich konsequent auf die Begriffe des Bestandes und der Änderung eines Bestandes in Gestalt von Mehrungen und Minderungen. Die werden mit den Zeichen ● für Bestand und → für Bestandsänderung durchgängig illustriert. Das ist grundsätzlich neu und dürfte für Techniker und Naturwissenschaftler sehr hilfreich sein.
Aus beiden Begriffen wird zunächst die Logik der Beschreibung von Beständen mittels Inventars und Bilanz sowie den dazugehörigen Kennziffern aufgebaut. Daran schließt sich die Logik der Beschreibung der Änderungen, der Bewegungen von Beständen mittels Bewegungsbilanz, GuV, Ergebnisbilanz, Kosten- und Leistungsrechnung an. In der Kostenrechnung werden die Kosten einer Menge M den Kosten einer Mengeneinheit aus der Menge M gegenübergestellt. Die Darstellung wird auf diesem Wege allgemeingültig und umgeht den oft unsinnig – weil einschränkend - verwendeten Begriff der Stückkosten. Darauf folgt die Logik der doppelten Buchführung. Der Leser weiß jetzt nicht nur, daß er bucht, sondern auch was er bucht. Die Abhandlung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien schließt mit der Beschreibung ihres logischen Gesamtzusammenhanges. Der Leser kann sich somit die Auswirkungen einer Änderung an einer beliebigen Stelle des Systems auf das Gesamtsystem vorstellen; er wird in die Lage versetzt, nicht nur komplex zu denken, sondern auch komplex zu sehen. Das ist eine gute Vorbereitung für die Simulation von Unternehmen am PC. Der Leser erfährt keine betriebswirtschaftliche Mechanik, er erlernt betriebswirtschaftliches Denken.
Bei allem spreche ich die Leser an, die Darstellung ist also eine buchstäblich ansprechende Darstellung und keine modifizierte Wiedergabe der einschlägigen Gesetzestexte. Die Darstellung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien, einschließlich der doppelten Buchführung, erfolgt am Beispiel eines kleinen Musterunternehmens, dessen Bilanz auf jeder Seite nur drei Positionen aufweist. Die Zahlenbeispiele werden mit einfachen, glatten Zahlen gerechnet. Der Leser wird so in die Lage versetzt, der Idee zu folgen, er wird nicht durch sinnlose „Praxisnähe“ in Gestalt von Millionenbeträgen mit zwei Stellen nach dem Komma vom Mitdenken abgelenkt. Die auf diesem Wege geschaffene Logik ist genau umgekehrt zu der vieler Lehrbücher. Am Anfang wird nicht die Buchführung behandelt, sondern der Vorgang der Verwertung von Wert. Hier wird der Begriff eingeführt, der in Lehrbüchern der kaufmännischen Grundausbildung üblicherweise erst zum Schluss erscheint, der Begriff der Rentabilität des eingesetzten Kapitals.
Dieses Buch ist geschrieben für Leser, die sich aus verschiedensten Gründen mit der Betriebswirtschaftslehre beschäftigen wollen oder müssen und dabei das Gefühl haben, daß BWL unlogisch sei. Das sind in erster Linie gewiß Techniker und Ingenieure, Studenten und Lehrer, Leute mit einem Gespür für Logik und geistige Schönheit. Dieses Buch ist deshalb kein detailliertes BWL-Lehrbuch, das die letzten Tiefen der empirischen Vielfalt behandelt. Es ist im besten Sinne „oberflächlich“, damit der Gesamtzusammenhang sichtbar wird. Und deshalb werden es gewiß auch die sogenannten alten Hasen mit Gewinn lesen. Ich hoffe aber, daß sich auch Wissenschaftstheoretiker, Philosophen und Juristen mit dieser Darstellung beschäftigen werden, denn hier wird gezeigt, wie ein Wissensgebiet durch die Anwendung einfacher Prinzipien in eine logische Ordnung gebracht werden kann. Dabei stellt sich heraus, daß diese anders geordnete Betriebswirtschaftslehre nicht nur von einer Wissensansammlung zur Wissenschaft, sondern darüber hinaus zum Musterfall für andere Wissenschaften werden kann. Unerkannt stecken im betriebswirtschaftlichen Gedankengebäude seit mehreren hundert Jahren Denkprinzipien, die von den Natur- und Technikwissenschaften erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt worden sind. Vorstellungen von Bifurkation, Komplementarität, Fraktalität, Einheit von Widerspruch (fuzzy logic) und Dualität sind in der Betriebswirtschaftslehre genauso enthalten wie in den modernen Naturwissenschaften. Gesehen wurden sie bislang weder von Naturwissenschaftlern und Wissenschaftstheoretikern noch von den Betriebswirtschaftlern selbst. Die Barrieren, die aus der Arbeitsteilung in der Wissenschaft entstehen, haben eine beträchtliche Höhe erreicht. Um den Zusammenhang der Wissensgebiete erkennen zu können, müssen wir deshalb nach oben gehen, nicht nach unten, dürfen wir uns nicht länger in der Detaillierung vergraben. Detaillierung macht erst dann Sinn, wenn das Allgemeine, wenn die Oberfläche bekannt ist. Und was ich Ihnen hier entwickeln werde, das ist eine oberflächliche Darstellung, ist die Darstellung der Benutzeroberfläche der Betriebswirtschaftslehre - nicht irgendeiner windigen Version, sondern der stabilen.
Dieses Buch ist die geistige Vorstufe von „Die Seltsame Logik des Denkens in Gegensätzen“ vom gleichen Autor aus dem Jahre 2022. Hier werden die in der Einzelwissenschaft von der Betriebswirtschaft gewonnenen Erkenntnisse zu einer Wissenschaft von der Wissenschaft verallgemeinert, wobei ebenfalls eine definierte Zeichensprache verwendet wird. | Die seltsame Logik des Denkens in Gegensätzen
Preis: 40.00 €
Autor: Rosenhahn, Michael Herausgeber: Rosenhahn, Michael ISBN: 978-3-86929-497-1
Veröffentlicht am: 10.02.2022
Die Wissenschaft sucht nach dem Gesamtzusammenhang der Wissenschaften, nach einer einheitlichen „Philosophie der Wissenschaft“. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) wollte die „sogenannte Philosophie“ mit einem einzigen Grundsatz in eine exakte Wissenschaft von der Wissenschaft verwandeln. Dr. Michael Rosenhahn realisiert diesen Plan in origineller Weise: Er wählt als Grund-Satz einen Gegen-Satz, den Gegensatz von Ruhe und Bewegung. Den visualisiert er mit einem Zeichen, das er Fragment nennt, und als Masche, als Grundbaustein eines Netzwerkes deutbar ist, das er daraus entwickelt.
Der Autor zeigt in verständlicher und höchst anschaulicher Weise, dass das von Hegel (1770-1831) formulierte Prinzip der Negation der Negation mit Hilfe des Fragments graphisch modelliert werden kann. Die quantitative Beschreibung von Entwicklung als Negation der Negation führt auf Fibonacci-Zahlen und den Goldenen Schnitt! Das ist eine völlig neue Erkenntnis, die Dr. Rosenhahn humorvoll in der Einheit von Laut- und Zeichensprache ganz logisch darstellt. Der Neuigkeitsgrad dieser praktikablen Theorie ist - fachlich und methodisch - für verschiedene Interessensgebiete beträchtlich.
Leseprobe zu „Die seltsame Logik der Betriebswirtschaftslehre“
Dr. Michael Rosenhahn:
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre
Wenn Sie heute ein Lehrbuch für die betriebswirtschaftliche Grundausbildung aufschlagen, so werden Sie erkennen, daß sich die Abfolge der Themen an der Abfolge der Handlungen eines Kaufmannes im Verlaufe eines Wirtschaftsjahres orientiert: Man stellt dem Leser zunächst das Inventar und die Bilanz im Überblick vor, denn ein Kaufmann hat zu Beginn seiner Tätigkeit ein Inventar zu erstellen, das Handelsgesetzbuch (HGB) schreibt es so vor. Das Wirtschaftsjahr beschert dem Unternehmen die verschiedenartigsten Geschäftsvorfälle, die gebucht werden müssen. Deshalb wird im Lehrbuch jetzt die Buchführung besprochen, detailliert und sorgfältig bis in alle Tiefen, wie es sich für einen ordentlichen Kaufmann gehört. Am Ende des Wirtschaftsjahres muß ein Jahresabschluß erstellt werden, weshalb seine Darstellung den nächsten Lehrabschnitt bildet. Er besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und dem Anhang. Alle drei Komponenten werden durch die Paragraphen 266, 275 und 336 des HGB vorgeschrieben. Anläßlich der Analyse der GuV erfährt der Leser, daß ein Unternehmen betrieben wird, um eine hohe Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu erreichen. Die ergibt sich dann, wenn das Verhältnis zwischen dem Ertrag (Gewinn, Zins, Überschuß, Mehrwert, Profit), den ein Kapital erwirtschaftet hat, und dem Kapital selbst sehr hoch ist. Erst jetzt wird also der ökonomische Sinn eines Unternehmens offenbart. Nach dieser Offenbarung erfährt der Leser, daß das in der GuV ausgewiesene Ergebnis aus mindestens zwei Teilergebnissen besteht, dem neutralen Ergebnis und dem Betriebsergebnis. Das Betriebsergebnis ergibt sich als Differenz zwischen betrieblichen Erträgen (Leistungen) und betrieblichen Aufwendungen (Kosten). Die werden jetzt, lange nachdem der Leser sie blind und täppisch gebucht hat, ausführlich besprochen. Dazu gehört auch die Kostenstellenrechnung. In der Kostenstellenrechnung wird ein Unternehmen vollständig mit Hilfe der Stellen beschrieben, die Kosten verursachen, eben den Kostenstellen. Buchstäblich am Ende des klassischen BWL-Lehrbuches erhält der Lernende eine Vorstellung von der Struktur eines Unternehmens, erhält er die Vorahnung von einem groben Modell eines Unternehmens. Explizit dargestellt wird es nicht. Die Logik dieser Darstellung ist eisern, außerordentlich praxisnah und gesetzestreu, getreu einem Gesetz, das aus dem Jahre 1897 stammt – dem HGB. Die Logik des Handelsgesetzbuches ist eine Logik des Handelns, der Name sagt es. Sie ist die pragmatische Logik des Handelnden, des Händlers. Eine auf diese Logik gegründete Darstellung der Betriebswirtschaftslehre hat aber folgende Nachteile für die Lehre:
Der HGB-Logik liegt kein Modell des Unternehmens zu Grunde. Wenn der Darstellung kein Modell zu Grunde liegt, entsteht eine terminologische Unverbindlichkeit, die ihrerseits zu einer sinnlosen terminologischen Vielfalt führt. Die Begriffe lassen sich nicht an einem Bilde festmachen.
Die Behandlung der doppelten Buchführung vor der Klärung elementarster Begriffe wie Wert, Verwertung, Kapital, Rentabilität, Leistung, Kosten usw. kann nur dazu führen, daß formal und verständnislos gebucht wird.
Der letztliche ökonomische Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung von Werten. Alle vom Unternehmer ausgeführten Handlungen müssen sich diesem Zweck unterordnen. Wenn ein Lernender diesen Zweck bis zum Ende eines Lehrbuches nicht kennt, wird er seiner Fähigkeit zum Mitdenken beraubt.
Der Logik des HGB liegt bei der Gegenüberstellung von Aufwendungen und Erträgen (GuV) der Zeitraum von 1 Periode (1 Wirtschaftsjahr) zu Grunde. Auch in der Kostenrechnung ist der betrachtete Zeitraum 1 Periode, nämlich 1 Monat. Das bedeutet, daß die Logik des HGB dem Unternehmen keine Zukunft gibt.
Im Gegensatz zu der 1-Perioden-Logik des HGB steht die Logik, die heute unter der Bezeichnung „Dynamische Investitionsrechnung“ gelehrt wird. Die dynamische Investitionsrechnung gründet sich auf ein wohldefiniertes, einfaches Modell, mit dessen Hilfe die Einheit von Investierung und Finanzierung über einen Zeitraum von mehreren, von n Perioden beschrieben wird. Im Sonderfall kann die Anzahl der Perioden n = 1 sein. Das bedeutet, daß die dynamische Investitionsrechnung der allgemeinere Fall ist, aus dem auch die Logik des HGB ableitbar ist.
Die Betriebswirtschaftslehre ist deshalb bis heute nichts weiter als eine Lehre von der Anwendung des HGB und anderer einschlägiger gesetzlicher Regelungen geblieben, sie ist bislang keine exakte, auf ein allgemein anerkanntes Modell gegründete Wissenschaft geworden. Das ist das Elend der Betriebswirtschaftslehre.
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre ist bedauerlich, denn sie hat eine bemerkenswerte, seltsame Logik entwickelt, die meines Wissens in keiner anderen Wissenschaft angewandt wird. Diese Logik hat ihren harten Kern im System der doppelten Buchführung. Die doppelte Buchführung gründet sich darauf, daß stets die Frage gestellt wird, auf welche Weise die Finanzierung einer Investierung erfolgen soll. Es wird also stets die Einheit zweier zueinander entgegengesetzter Bewegungen betrachtet. Die Folge dieser Fragestellung ist, daß stets gleichzeitig auf (mindestens) zwei Konten gebucht wird, einmal im Soll (Investierung) und einmal im Haben (Finanzierung). Die Betrachtung der Vorgänge erfolgt in der Betriebswirtschaftslehre auf diese Weise stets von zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen. Keine Wissenschaft hat bisher eine solche Beobachtungsweise zustande gebracht! Unerkannt ist in der Betriebswirtschaftslehre seit Jahrhunderten ein Denkmuster enthalten, das seinesgleichen an Einfachheit, Sparsamkeit und Übersichtlichkeit sucht. Für Erkenntnistheoretiker, Philosophen, Wissenschaftstheoretiker, Kybernetiker, Didaktiker und Methodologen bietet sich in Form der Betriebswirtschafts-lehre ein Denk- und Betätigungsfeld, das Stoff für Forschungen, Promotionen und Habilitationen in Hülle und Fülle liefert. Aber – es liegt brach.
Das fehlende Interesse der geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der BWL ist nicht verwunderlich. Denn wenn sich ein Lehrgebiet damit begnügt, Gesetzestexte in stets wechselnder bunter Verpackung wiederzukäuen, dann ist es nicht in der Lage, sich zu einer im besten Sinne theoretischen Wissenschaft zu entwickeln. In den Natur- und Technikwissenschaften gibt es Fächer wie Theoretische Mechanik, Theoretische Elektrotechnik oder Theoretische Chemie. In diesen Fächern wird die Logik des Fachgebietes auf der Grundlage von Modellen entwickelt, eine Logik, die sodann auf empirische Objekte angewandt wird. In der Betriebswirtschaftslehre ist es bis heute nicht gelungen, ein unternehmensneutrales Modell zu entwickeln und in Verbindung damit die Trennung in Theoretische und Angewandte Betriebswirtschaftslehre zu vollziehen. Die Potenzen dafür sind aber vorhanden. Und das ist die Stelle, wo das Elend der BWL zur Tragik wird.
Wenn es nicht gelingt, eine im besten Sinne Theoretische Betriebswirtschaftslehre zu entwickeln, eine Darstellung der Logik des Fachgebietes, die praktikabel ist, dann wird die BWL immer ihre empirische Außenseiterrolle behalten. Das wird nicht nur von Schaden für die Betriebswirtschaftslehre, sondern auch von Schaden für die gesamte Wissenschaft sein. Die BWLer werden weiter ihre Lose-Blatt-Sammlungen herausgeben, in denen sie wie Kugelschreiberfabrikanten stets denselben Inhalt in immer neuer Form verkaufen werden. Die Idee des fraktalen Unternehmens wird zum PR-Gag verkommen, die Anglifizierung der Sprache wird voranschreiten, und man wird stolz darauf sein, denn man wird nicht bemerken wollen, daß sie nur der Ausdruck der eigenen Gedankenlosigkeit ist. Aber die geniale Idee betriebswirtschaftlichen Denkens, die Beschreibung der Vorgänge aus zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen heraus vorzunehmen, wird weiterhin ein Dornröschendasein fristen, wird nicht nutzbar gemacht für andere Wissenschaften.
Ich denke, daß es kein Zufall ist, daß Natur- und Technikwissenschaftler gängigen betriebswirtschaftlichen Texten häufig hilflos gegenüberstehen. Sie sind groß geworden mit Logik, mit Folgerichtigkeit, mit der Richtigkeit von gedanklichen Folgen, und sie sind groß geworden mit bildhaften Modellen ihrer Forschungsobjekte. Aber weder in BWL-Lehrbüchern noch in BWL-Lehrprogrammen wird ihnen die gedankliche, die innere Logik betriebswirtschaftlichen Denkens dargestellt. Die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Unternehmens wird aber wesentlich von Ingenieuren und Technikern bestimmt. Sie sind es, die Produktionsprozesse und Produkte projektieren, sie bestimmen die Ökonomie. Also muß Ökonomie gerade Menschen mit naturwissenschaftlicher und technischer Ausbildung Spaß machen. Wenn ein Techniker oder Ingenieur einem ökonomischen Problem nicht denselben intellektuellen Reiz abgewinnen kann wie einem technischen, so ist es schlecht um das Unternehmen bestellt. Der Versuch, die BWL mit einem hundert Jahre alten Ding aus Amerika, dem Controlling, aufzupeppen, hat zwar eine hübsche Abwechslung, aber ansonsten nicht viel gebracht. Zumindest nicht für die Didaktik der BWL. Die Controller sind unter sich geblieben, die BWLer auch. Bildungseinrichtungen zeigten sich da weniger genierlich; man ist up to date und nennt sein altes BWL-Lehrprogramm eben Controlling, das klingt so adrett, so modern und weltoffen. Freilich, die Betriebswirtschaftler haben verstanden, daß sie die Dinge, die sie bedenken wollen, im Zusammenhang denken müssen, wenn die Komplexität betriebswirtschaftlicher Vorgänge beherrscht werden soll. Aber wie das zu machen ist, weiß bis heute im Grunde genommen noch immer keiner. Anstatt zu einer vereinheitlichten Betrachtungsweise zu gelangen, entstanden das Personalmanagement, das Finanzmanagement, das Material-management, das Zeitmanagement, das Innovationsmanagement, das Projektmanagement, das ... und so weiter und so weiter. Die zunehmende Konkurrenz führte dazu, daß die Verbindung zwischen Unternehmen und Markt stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde. Man erfand das Marketing, die profit center, die just-in-time-Logistik, und weil all dieser Kram den Personalaufwand und damit die Kosten in die Höhe treibt, entstand dann auch noch das lean-management, der Angstruf nach flachen Leitungsstrukturen. Tatsächlich wurde das Unternehmen mit diesen vereinzelten Betrachtungsweisen zerfetzt, seine Einheit zerstört. Deshalb benötigt die Betriebswirtschaftslehre einen neuen Denkansatz, einen Denkansatz, der das Unternehmen nicht zerstört und nicht im Widerspruch zu geltenden Gesetzen bringt. Aber es muß ein Denkansatz sein, der die Betriebswirtschaftslehre in eine neue, eine ökonomischere Logik führt.
Was die Betriebswirtschaftslehre dazu braucht, das sind zunächst klare Vorstellungen, klare Bilder von den Prozessen, die sie beschreiben will. Der biblische Grundsatz, wonach du dir kein Bild machen sollst, hat den Sinn, Entwicklung offen zu halten. Das ist gut so. Wenn wir einerseits diese Idee akzeptieren wollen, andererseits aber dringend Bilder fordern, um unser Denken in Ordnung bringen zu können, dann dürfen die Bilder, die wir uns machen wollen, eben keine statischen Bilder sein, sondern es müssen entwicklungsfähige Bilder werden. Erst wenn die Betriebswirtschaftler entwicklungsfähige Bilder entwerfen, wenn sie über dynamische Bilder verfügen, werden sie auch dynamische Begriffe bilden, werden sie darauf verzichten können, ständig verschiedene Namen für Gleiches zu vergeben. Denken Sie beispielsweise an Zinssatz, Zinsfuß, Rentabilität, Mehrwertrate, Wachstumsrate oder ROI - all diese verschiedenen Worte bezeichnen tatsächlich einunddasselbe, nämlich das Verhältnis von Mehrwert zu dem Wert, der den Mehrwert hervorgebracht hat. Oder denken Sie an die lächerliche Dopplung in den Paragraphen 240 und 266 des HGB, die den Wertanteil des Vermögens, der uns nicht gehört, zum einen als Schulden und zum anderen als Verbindlichkeiten bezeichnen. Weder das eine noch das andere Wort gestattet die Bildung des Oberbegriffes „Kapital“, der benötigt wird, wenn eigenes und fremdes Kapital (Schulden, Verbindlichkeiten) in ihrer Einheit bedacht werden sollen. Denken Sie bitte auch daran, daß elementarste (!) Begriffe wie Wirtschaftsgut, Wert, Kapital nicht explizit definiert sind. Und definieren heißt in der Wissenschaft, einen Begriff auf einen übergeordneten, auf einen allgemeineren zurückzuführen. Wenn Betriebswirtschaftler nicht wissenschaftlich exakt definieren können, dann heißt das nichts Anderes, als daß sie nicht in der Lage sind, Grundbegriffe zu finden, auf denen eine Logik aufbaut, und es heißt weiterhin, daß sie nicht in der Lage sind, zu verallgemeinern. Betriebswirtschaftler sind in elementarster Weise nicht in der Lage, begrifflich das Gleiche im Verschiedenen verbal auszudrücken. Das ist nicht nur fatal, das ist ein Armutszeugnis für das Land der Dichter und Denker. Und wie kann betriebswirtschaftliche Didaktik unter solchen Umständen nur beschaffen sein? Sie ist unlogisch und damit auch unökonomisch; sie kostet unnötig Geld. Und das ist eine Schande für gute Betriebswirtschaftler!
Das vorliegende Buch entwickelt eine andere als die gängige, empirische betriebswirtschaftliche Logik auf der Basis des HGB. Sie beginnt mit der Darstellung der Verwertung von Wert in einem Wachstumsprozeß. In der Ökonomie heißt dieser Prozeß Verzinsung, Verwertung, Wertschöpfung oder auch Wertbildung. Ich bekenne mich also von Anfang an zu dem SATZ: Der Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung der Werte von Wirtschaftsgütern.
Der Begriff des an Dinge gebundenen Wertes wird somit zum Ausgangspunkt der Darstellung. Das Modell der Verzinsung, der Verwertung von Wert wird sodann auf den klassischen Produktionsprozeß angewandt. Der entstehende Kreislauf wird als Kreislauf von Kapital beschrieben. Diese Beschreibung ist unabhängig von der Größe des Unternehmens, unabhängig von dessen Produkten und unabhängig von der Menge der Produkte. Sie entspricht den durch das HGB vorgeschriebenen und in den Betrieben verwendeten betriebswirtschaftlichen Instrumentarien. Sodann wird der Begriff der Produktion erweitert, indem auch die Beschaffung, der Vertrieb und die Verwaltung als Produktionsprozesse mit spezifischen Produkten beschrieben werden. Aus diesem Ansatz wird das Modell des Kapitalkreislaufes zu einem fraktalen Unternehmensmodell weiterentwickelt, das diesen aus den Naturwissenschaften stammenden Begriff auch tatsächlich verdient.
Mit der gleichartigen Beschreibung qualitativ verschiedener Teilprozesse als Kreisläufe von Kapital wird der zyklische Vorgang der Verwertung (Verzinsung) von Wert in drei wohldefinierte Teilprozesse aufgelöst. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, solche Ideen wie die vom virtuellen Unternehmen, der Gruppenarbeit, des lean-managements, der profit center oder der Budgetierung anschaulich zu machen und auf ein gemeinsames Denkmuster zurückzuführen. Das Grundmuster der Kostenstellenrechnung ordnet sich ganz zwanglos in dieses Bild ein.
von Forschung und Entwicklung (FuE) bzw. der Projektierung handeln kann. Der Zusammenhang zwischen projektierender und ausführender Produktion wird als Zusammenhang ihrer Produkte dargestellt. Der Zusammenhang zwischen beiden Prozessen wird durch einen dritten Prozeß vermittelt, den Prozeß der Überleitung. Damit werden Ansätze für eine Ökonomie der geistigen, der projektierenden Produktion entwickelt. Die Unabhängigkeit der Darstellung vom Produkt hat zur Folge, daß damit die Möglichkeit der leichten Transformation von Erfahrungen aus einem Bereich in einen anderen Bereich eröffnet wird.
Auf der Grundlage dieses Modells werden alle Themen in der Einheit von Wort und Bild besprochen. Und das Bild, in das wir unsere verbale Darstellung einordnen, ist immer das Bild des Kreislaufes der Verwertung von Wert. Damit sind sowohl die rechte als auch die linke Hemisphäre des Gehirns angesprochen. Das führt nicht nur zu einem Höchstmaß an Anschaulichkeit und Begriffsschärfe, sondern auch zu kurzen Lernzeiten. Die Darstellung gründet sich konsequent auf die Begriffe des Bestandes und der Änderung eines Bestandes in Gestalt von Mehrungen und Minderungen. Die werden mit den Zeichen ● für Bestand und → für Bestandsänderung durchgängig illustriert. Das ist grundsätzlich neu und dürfte für Techniker und Naturwissenschaftler sehr hilfreich sein.
Aus beiden Begriffen wird zunächst die Logik der Beschreibung von Beständen mittels Inventars und Bilanz sowie den dazugehörigen Kennziffern aufgebaut. Daran schließt sich die Logik der Beschreibung der Änderungen, der Bewegungen von Beständen mittels Bewegungsbilanz, GuV, Ergebnisbilanz, Kosten- und Leistungsrechnung an. In der Kostenrechnung werden die Kosten einer Menge M den Kosten einer Mengeneinheit aus der Menge M gegenübergestellt. Die Darstellung wird auf diesem Wege allgemeingültig und umgeht den oft unsinnig – weil einschränkend - verwendeten Begriff der Stückkosten. Darauf folgt die Logik der doppelten Buchführung. Der Leser weiß jetzt nicht nur, daß er bucht, sondern auch was er bucht. Die Abhandlung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien schließt mit der Beschreibung ihres logischen Gesamtzusammenhanges. Der Leser kann sich somit die Auswirkungen einer Änderung an einer beliebigen Stelle des Systems auf das Gesamtsystem vorstellen; er wird in die Lage versetzt, nicht nur komplex zu denken, sondern auch komplex zu sehen. Das ist eine gute Vorbereitung für die Simulation von Unternehmen am PC. Der Leser erfährt keine betriebswirtschaftliche Mechanik, er erlernt betriebswirtschaftliches Denken. Bei allem spreche ich die Leser an, die Darstellung ist also eine buchstäblich ansprechende Darstellung und keine modifizierte Wiedergabe der einschlägigen Gesetzestexte. Die Darstellung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien, einschließlich der doppelten Buchführung, erfolgt am Beispiel eines kleinen Musterunternehmens, dessen Bilanz auf jeder Seite nur drei Positionen aufweist. Die Zahlenbeispiele werden mit einfachen, glatten Zahlen gerechnet. Der Leser wird so in die Lage versetzt, der Idee zu folgen, er wird nicht durch sinnlose „Praxisnähe“ in Gestalt von Millionenbeträgen mit zwei Stellen nach dem Komma vom Mitdenken abgelenkt. Die auf diesem Wege geschaffene Logik ist genau umgekehrt zu der vieler Lehrbücher. Am Anfang wird nicht die Buchführung behandelt, sondern der Vorgang der Verwertung von Wert. Hier wird der Begriff eingeführt, der in Lehrbüchern der kaufmännischen Grundausbildung üblicherweise erst zum Schluss erscheint, der Begriff der Rentabilität des eingesetzten Kapitals. Dieses Buch ist geschrieben für Leser, die sich aus verschiedensten Gründen mit der Betriebswirtschaftslehre beschäftigen wollen oder müssen und dabei das Gefühl haben, daß BWL unlogisch sei. Das sind in erster Linie gewiß Techniker und Ingenieure, Studenten und Lehrer, Leute mit einem Gespür für Logik und geistige Schönheit. Dieses Buch ist deshalb kein detailliertes BWL-Lehrbuch, das die letzten Tiefen der empirischen Vielfalt behandelt. Es ist im besten Sinne „oberflächlich“, damit der Gesamtzusammenhang sichtbar wird. Und deshalb werden es gewiß auch die sogenannten alten Hasen mit Gewinn lesen. Ich hoffe aber, daß sich auch Wissenschaftstheoretiker, Philosophen und Juristen mit dieser Darstellung beschäftigen werden, denn hier wird gezeigt, wie ein Wissensgebiet durch die Anwendung einfacher Prinzipien in eine logische Ordnung gebracht werden kann. Dabei stellt sich heraus, daß diese anders geordnete Betriebswirtschaftslehre nicht nur von einer Wissensansammlung zur Wissenschaft, sondern darüber hinaus zum Musterfall für andere Wissenschaften werden kann. Unerkannt stecken im betriebswirtschaftlichen Gedankengebäude seit mehreren hundert Jahren Denkprinzipien, die von den Natur- und Technikwissenschaften erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt worden sind. Vorstellungen von Bifurkation, Komplementarität, Fraktalität, Einheit von Widerspruch (fuzzy logic) und Dualität sind in der Betriebswirtschaftslehre genauso enthalten wie in den modernen Naturwissenschaften. Gesehen wurden sie bislang weder von Naturwissenschaftlern und Wissenschaftstheoretikern noch von den Betriebswirtschaftlern selbst. Die Barrieren, die aus der Arbeitsteilung in der Wissenschaft entstehen, haben eine beträchtliche Höhe erreicht. Um den Zusammenhang der Wissensgebiete erkennen zu können, müssen wir deshalb nach oben gehen, nicht nach unten, dürfen wir uns nicht länger in der Detaillierung vergraben. Detaillierung macht erst dann Sinn, wenn das Allgemeine, wenn die Oberfläche bekannt ist. Und was ich Ihnen hier entwickeln werde, das ist eine oberflächliche Darstellung, ist die Darstellung der Benutzeroberfläche der Betriebswirtschaftslehre - nicht irgendeiner windigen Version, sondern der stabilen.
Dieses Buch ist die geistige Vorstufe von „Die Seltsame Logik des Denkens in Gegensätzen“ vom gleichen Autor aus dem Jahre 2022. Hier werden die in der Einzelwissenschaft von der Betriebswirtschaft gewonnenen Erkenntnisse zu einer Wissenschaft von der Wissenschaft verallgemeinert, wobei ebenfalls eine definierte Zeichensprache verwendet wird. | Die seltsame Logik des Denkens in Gegensätzen
Preis: 40.00 €
Autor: Rosenhahn, Michael Herausgeber: Rosenhahn, Michael ISBN: 978-3-86929-497-1
Veröffentlicht am: 10.02.2022
Die Wissenschaft sucht nach dem Gesamtzusammenhang der Wissenschaften, nach einer einheitlichen „Philosophie der Wissenschaft“. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) wollte die „sogenannte Philosophie“ mit einem einzigen Grundsatz in eine exakte Wissenschaft von der Wissenschaft verwandeln. Dr. Michael Rosenhahn realisiert diesen Plan in origineller Weise: Er wählt als Grund-Satz einen Gegen-Satz, den Gegensatz von Ruhe und Bewegung. Den visualisiert er mit einem Zeichen, das er Fragment nennt, und als Masche, als Grundbaustein eines Netzwerkes deutbar ist, das er daraus entwickelt.
Der Autor zeigt in verständlicher und höchst anschaulicher Weise, dass das von Hegel (1770-1831) formulierte Prinzip der Negation der Negation mit Hilfe des Fragments graphisch modelliert werden kann. Die quantitative Beschreibung von Entwicklung als Negation der Negation führt auf Fibonacci-Zahlen und den Goldenen Schnitt! Das ist eine völlig neue Erkenntnis, die Dr. Rosenhahn humorvoll in der Einheit von Laut- und Zeichensprache ganz logisch darstellt. Der Neuigkeitsgrad dieser praktikablen Theorie ist - fachlich und methodisch - für verschiedene Interessensgebiete beträchtlich.
Leseprobe zu „Die seltsame Logik der Betriebswirtschaftslehre“
Dr. Michael Rosenhahn:
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre
Wenn Sie heute ein Lehrbuch für die betriebswirtschaftliche Grundausbildung aufschlagen, so werden Sie erkennen, daß sich die Abfolge der Themen an der Abfolge der Handlungen eines Kaufmannes im Verlaufe eines Wirtschaftsjahres orientiert: Man stellt dem Leser zunächst das Inventar und die Bilanz im Überblick vor, denn ein Kaufmann hat zu Beginn seiner Tätigkeit ein Inventar zu erstellen, das Handelsgesetzbuch (HGB) schreibt es so vor. Das Wirtschaftsjahr beschert dem Unternehmen die verschiedenartigsten Geschäftsvorfälle, die gebucht werden müssen. Deshalb wird im Lehrbuch jetzt die Buchführung besprochen, detailliert und sorgfältig bis in alle Tiefen, wie es sich für einen ordentlichen Kaufmann gehört. Am Ende des Wirtschaftsjahres muß ein Jahresabschluß erstellt werden, weshalb seine Darstellung den nächsten Lehrabschnitt bildet. Er besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und dem Anhang. Alle drei Komponenten werden durch die Paragraphen 266, 275 und 336 des HGB vorgeschrieben. Anläßlich der Analyse der GuV erfährt der Leser, daß ein Unternehmen betrieben wird, um eine hohe Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu erreichen. Die ergibt sich dann, wenn das Verhältnis zwischen dem Ertrag (Gewinn, Zins, Überschuß, Mehrwert, Profit), den ein Kapital erwirtschaftet hat, und dem Kapital selbst sehr hoch ist. Erst jetzt wird also der ökonomische Sinn eines Unternehmens offenbart. Nach dieser Offenbarung erfährt der Leser, daß das in der GuV ausgewiesene Ergebnis aus mindestens zwei Teilergebnissen besteht, dem neutralen Ergebnis und dem Betriebsergebnis. Das Betriebsergebnis ergibt sich als Differenz zwischen betrieblichen Erträgen (Leistungen) und betrieblichen Aufwendungen (Kosten). Die werden jetzt, lange nachdem der Leser sie blind und täppisch gebucht hat, ausführlich besprochen. Dazu gehört auch die Kostenstellenrechnung. In der Kostenstellenrechnung wird ein Unternehmen vollständig mit Hilfe der Stellen beschrieben, die Kosten verursachen, eben den Kostenstellen. Buchstäblich am Ende des klassischen BWL-Lehrbuches erhält der Lernende eine Vorstellung von der Struktur eines Unternehmens, erhält er die Vorahnung von einem groben Modell eines Unternehmens. Explizit dargestellt wird es nicht. Die Logik dieser Darstellung ist eisern, außerordentlich praxisnah und gesetzestreu, getreu einem Gesetz, das aus dem Jahre 1897 stammt – dem HGB. Die Logik des Handelsgesetzbuches ist eine Logik des Handelns, der Name sagt es. Sie ist die pragmatische Logik des Handelnden, des Händlers. Eine auf diese Logik gegründete Darstellung der Betriebswirtschaftslehre hat aber folgende Nachteile für die Lehre:
Der HGB-Logik liegt kein Modell des Unternehmens zu Grunde. Wenn der Darstellung kein Modell zu Grunde liegt, entsteht eine terminologische Unverbindlichkeit, die ihrerseits zu einer sinnlosen terminologischen Vielfalt führt. Die Begriffe lassen sich nicht an einem Bilde festmachen.
Die Behandlung der doppelten Buchführung vor der Klärung elementarster Begriffe wie Wert, Verwertung, Kapital, Rentabilität, Leistung, Kosten usw. kann nur dazu führen, daß formal und verständnislos gebucht wird.
Der letztliche ökonomische Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung von Werten. Alle vom Unternehmer ausgeführten Handlungen müssen sich diesem Zweck unterordnen. Wenn ein Lernender diesen Zweck bis zum Ende eines Lehrbuches nicht kennt, wird er seiner Fähigkeit zum Mitdenken beraubt.
Der Logik des HGB liegt bei der Gegenüberstellung von Aufwendungen und Erträgen (GuV) der Zeitraum von 1 Periode (1 Wirtschaftsjahr) zu Grunde. Auch in der Kostenrechnung ist der betrachtete Zeitraum 1 Periode, nämlich 1 Monat. Das bedeutet, daß die Logik des HGB dem Unternehmen keine Zukunft gibt.
Im Gegensatz zu der 1-Perioden-Logik des HGB steht die Logik, die heute unter der Bezeichnung „Dynamische Investitionsrechnung“ gelehrt wird. Die dynamische Investitionsrechnung gründet sich auf ein wohldefiniertes, einfaches Modell, mit dessen Hilfe die Einheit von Investierung und Finanzierung über einen Zeitraum von mehreren, von n Perioden beschrieben wird. Im Sonderfall kann die Anzahl der Perioden n = 1 sein. Das bedeutet, daß die dynamische Investitionsrechnung der allgemeinere Fall ist, aus dem auch die Logik des HGB ableitbar ist.
Die Betriebswirtschaftslehre ist deshalb bis heute nichts weiter als eine Lehre von der Anwendung des HGB und anderer einschlägiger gesetzlicher Regelungen geblieben, sie ist bislang keine exakte, auf ein allgemein anerkanntes Modell gegründete Wissenschaft geworden. Das ist das Elend der Betriebswirtschaftslehre.
Das Elend der Betriebswirtschaftslehre ist bedauerlich, denn sie hat eine bemerkenswerte, seltsame Logik entwickelt, die meines Wissens in keiner anderen Wissenschaft angewandt wird. Diese Logik hat ihren harten Kern im System der doppelten Buchführung. Die doppelte Buchführung gründet sich darauf, daß stets die Frage gestellt wird, auf welche Weise die Finanzierung einer Investierung erfolgen soll. Es wird also stets die Einheit zweier zueinander entgegengesetzter Bewegungen betrachtet. Die Folge dieser Fragestellung ist, daß stets gleichzeitig auf (mindestens) zwei Konten gebucht wird, einmal im Soll (Investierung) und einmal im Haben (Finanzierung). Die Betrachtung der Vorgänge erfolgt in der Betriebswirtschaftslehre auf diese Weise stets von zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen. Keine Wissenschaft hat bisher eine solche Beobachtungsweise zustande gebracht! Unerkannt ist in der Betriebswirtschaftslehre seit Jahrhunderten ein Denkmuster enthalten, das seinesgleichen an Einfachheit, Sparsamkeit und Übersichtlichkeit sucht. Für Erkenntnistheoretiker, Philosophen, Wissenschaftstheoretiker, Kybernetiker, Didaktiker und Methodologen bietet sich in Form der Betriebswirtschafts-lehre ein Denk- und Betätigungsfeld, das Stoff für Forschungen, Promotionen und Habilitationen in Hülle und Fülle liefert. Aber – es liegt brach.
Das fehlende Interesse der geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der BWL ist nicht verwunderlich. Denn wenn sich ein Lehrgebiet damit begnügt, Gesetzestexte in stets wechselnder bunter Verpackung wiederzukäuen, dann ist es nicht in der Lage, sich zu einer im besten Sinne theoretischen Wissenschaft zu entwickeln. In den Natur- und Technikwissenschaften gibt es Fächer wie Theoretische Mechanik, Theoretische Elektrotechnik oder Theoretische Chemie. In diesen Fächern wird die Logik des Fachgebietes auf der Grundlage von Modellen entwickelt, eine Logik, die sodann auf empirische Objekte angewandt wird. In der Betriebswirtschaftslehre ist es bis heute nicht gelungen, ein unternehmensneutrales Modell zu entwickeln und in Verbindung damit die Trennung in Theoretische und Angewandte Betriebswirtschaftslehre zu vollziehen. Die Potenzen dafür sind aber vorhanden. Und das ist die Stelle, wo das Elend der BWL zur Tragik wird.
Wenn es nicht gelingt, eine im besten Sinne Theoretische Betriebswirtschaftslehre zu entwickeln, eine Darstellung der Logik des Fachgebietes, die praktikabel ist, dann wird die BWL immer ihre empirische Außenseiterrolle behalten. Das wird nicht nur von Schaden für die Betriebswirtschaftslehre, sondern auch von Schaden für die gesamte Wissenschaft sein. Die BWLer werden weiter ihre Lose-Blatt-Sammlungen herausgeben, in denen sie wie Kugelschreiberfabrikanten stets denselben Inhalt in immer neuer Form verkaufen werden. Die Idee des fraktalen Unternehmens wird zum PR-Gag verkommen, die Anglifizierung der Sprache wird voranschreiten, und man wird stolz darauf sein, denn man wird nicht bemerken wollen, daß sie nur der Ausdruck der eigenen Gedankenlosigkeit ist. Aber die geniale Idee betriebswirtschaftlichen Denkens, die Beschreibung der Vorgänge aus zwei gegensätzlichen Beobachterpositionen heraus vorzunehmen, wird weiterhin ein Dornröschendasein fristen, wird nicht nutzbar gemacht für andere Wissenschaften.
Ich denke, daß es kein Zufall ist, daß Natur- und Technikwissenschaftler gängigen betriebswirtschaftlichen Texten häufig hilflos gegenüberstehen. Sie sind groß geworden mit Logik, mit Folgerichtigkeit, mit der Richtigkeit von gedanklichen Folgen, und sie sind groß geworden mit bildhaften Modellen ihrer Forschungsobjekte. Aber weder in BWL-Lehrbüchern noch in BWL-Lehrprogrammen wird ihnen die gedankliche, die innere Logik betriebswirtschaftlichen Denkens dargestellt. Die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Unternehmens wird aber wesentlich von Ingenieuren und Technikern bestimmt. Sie sind es, die Produktionsprozesse und Produkte projektieren, sie bestimmen die Ökonomie. Also muß Ökonomie gerade Menschen mit naturwissenschaftlicher und technischer Ausbildung Spaß machen. Wenn ein Techniker oder Ingenieur einem ökonomischen Problem nicht denselben intellektuellen Reiz abgewinnen kann wie einem technischen, so ist es schlecht um das Unternehmen bestellt. Der Versuch, die BWL mit einem hundert Jahre alten Ding aus Amerika, dem Controlling, aufzupeppen, hat zwar eine hübsche Abwechslung, aber ansonsten nicht viel gebracht. Zumindest nicht für die Didaktik der BWL. Die Controller sind unter sich geblieben, die BWLer auch. Bildungseinrichtungen zeigten sich da weniger genierlich; man ist up to date und nennt sein altes BWL-Lehrprogramm eben Controlling, das klingt so adrett, so modern und weltoffen. Freilich, die Betriebswirtschaftler haben verstanden, daß sie die Dinge, die sie bedenken wollen, im Zusammenhang denken müssen, wenn die Komplexität betriebswirtschaftlicher Vorgänge beherrscht werden soll. Aber wie das zu machen ist, weiß bis heute im Grunde genommen noch immer keiner. Anstatt zu einer vereinheitlichten Betrachtungsweise zu gelangen, entstanden das Personalmanagement, das Finanzmanagement, das Material-management, das Zeitmanagement, das Innovationsmanagement, das Projektmanagement, das ... und so weiter und so weiter. Die zunehmende Konkurrenz führte dazu, daß die Verbindung zwischen Unternehmen und Markt stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde. Man erfand das Marketing, die profit center, die just-in-time-Logistik, und weil all dieser Kram den Personalaufwand und damit die Kosten in die Höhe treibt, entstand dann auch noch das lean-management, der Angstruf nach flachen Leitungsstrukturen. Tatsächlich wurde das Unternehmen mit diesen vereinzelten Betrachtungsweisen zerfetzt, seine Einheit zerstört. Deshalb benötigt die Betriebswirtschaftslehre einen neuen Denkansatz, einen Denkansatz, der das Unternehmen nicht zerstört und nicht im Widerspruch zu geltenden Gesetzen bringt. Aber es muß ein Denkansatz sein, der die Betriebswirtschaftslehre in eine neue, eine ökonomischere Logik führt.
Was die Betriebswirtschaftslehre dazu braucht, das sind zunächst klare Vorstellungen, klare Bilder von den Prozessen, die sie beschreiben will. Der biblische Grundsatz, wonach du dir kein Bild machen sollst, hat den Sinn, Entwicklung offen zu halten. Das ist gut so. Wenn wir einerseits diese Idee akzeptieren wollen, andererseits aber dringend Bilder fordern, um unser Denken in Ordnung bringen zu können, dann dürfen die Bilder, die wir uns machen wollen, eben keine statischen Bilder sein, sondern es müssen entwicklungsfähige Bilder werden. Erst wenn die Betriebswirtschaftler entwicklungsfähige Bilder entwerfen, wenn sie über dynamische Bilder verfügen, werden sie auch dynamische Begriffe bilden, werden sie darauf verzichten können, ständig verschiedene Namen für Gleiches zu vergeben. Denken Sie beispielsweise an Zinssatz, Zinsfuß, Rentabilität, Mehrwertrate, Wachstumsrate oder ROI - all diese verschiedenen Worte bezeichnen tatsächlich einunddasselbe, nämlich das Verhältnis von Mehrwert zu dem Wert, der den Mehrwert hervorgebracht hat. Oder denken Sie an die lächerliche Dopplung in den Paragraphen 240 und 266 des HGB, die den Wertanteil des Vermögens, der uns nicht gehört, zum einen als Schulden und zum anderen als Verbindlichkeiten bezeichnen. Weder das eine noch das andere Wort gestattet die Bildung des Oberbegriffes „Kapital“, der benötigt wird, wenn eigenes und fremdes Kapital (Schulden, Verbindlichkeiten) in ihrer Einheit bedacht werden sollen. Denken Sie bitte auch daran, daß elementarste (!) Begriffe wie Wirtschaftsgut, Wert, Kapital nicht explizit definiert sind. Und definieren heißt in der Wissenschaft, einen Begriff auf einen übergeordneten, auf einen allgemeineren zurückzuführen. Wenn Betriebswirtschaftler nicht wissenschaftlich exakt definieren können, dann heißt das nichts Anderes, als daß sie nicht in der Lage sind, Grundbegriffe zu finden, auf denen eine Logik aufbaut, und es heißt weiterhin, daß sie nicht in der Lage sind, zu verallgemeinern. Betriebswirtschaftler sind in elementarster Weise nicht in der Lage, begrifflich das Gleiche im Verschiedenen verbal auszudrücken. Das ist nicht nur fatal, das ist ein Armutszeugnis für das Land der Dichter und Denker. Und wie kann betriebswirtschaftliche Didaktik unter solchen Umständen nur beschaffen sein? Sie ist unlogisch und damit auch unökonomisch; sie kostet unnötig Geld. Und das ist eine Schande für gute Betriebswirtschaftler!
Das vorliegende Buch entwickelt eine andere als die gängige, empirische betriebswirtschaftliche Logik auf der Basis des HGB. Sie beginnt mit der Darstellung der Verwertung von Wert in einem Wachstumsprozeß. In der Ökonomie heißt dieser Prozeß Verzinsung, Verwertung, Wertschöpfung oder auch Wertbildung. Ich bekenne mich also von Anfang an zu dem SATZ: Der Zweck eines Unternehmens besteht in der Verwertung der Werte von Wirtschaftsgütern.
Der Begriff des an Dinge gebundenen Wertes wird somit zum Ausgangspunkt der Darstellung. Das Modell der Verzinsung, der Verwertung von Wert wird sodann auf den klassischen Produktionsprozeß angewandt. Der entstehende Kreislauf wird als Kreislauf von Kapital beschrieben. Diese Beschreibung ist unabhängig von der Größe des Unternehmens, unabhängig von dessen Produkten und unabhängig von der Menge der Produkte. Sie entspricht den durch das HGB vorgeschriebenen und in den Betrieben verwendeten betriebswirtschaftlichen Instrumentarien. Sodann wird der Begriff der Produktion erweitert, indem auch die Beschaffung, der Vertrieb und die Verwaltung als Produktionsprozesse mit spezifischen Produkten beschrieben werden. Aus diesem Ansatz wird das Modell des Kapitalkreislaufes zu einem fraktalen Unternehmensmodell weiterentwickelt, das diesen aus den Naturwissenschaften stammenden Begriff auch tatsächlich verdient.
Mit der gleichartigen Beschreibung qualitativ verschiedener Teilprozesse als Kreisläufe von Kapital wird der zyklische Vorgang der Verwertung (Verzinsung) von Wert in drei wohldefinierte Teilprozesse aufgelöst. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, solche Ideen wie die vom virtuellen Unternehmen, der Gruppenarbeit, des lean-managements, der profit center oder der Budgetierung anschaulich zu machen und auf ein gemeinsames Denkmuster zurückzuführen. Das Grundmuster der Kostenstellenrechnung ordnet sich ganz zwanglos in dieses Bild ein.
von Forschung und Entwicklung (FuE) bzw. der Projektierung handeln kann. Der Zusammenhang zwischen projektierender und ausführender Produktion wird als Zusammenhang ihrer Produkte dargestellt. Der Zusammenhang zwischen beiden Prozessen wird durch einen dritten Prozeß vermittelt, den Prozeß der Überleitung. Damit werden Ansätze für eine Ökonomie der geistigen, der projektierenden Produktion entwickelt. Die Unabhängigkeit der Darstellung vom Produkt hat zur Folge, daß damit die Möglichkeit der leichten Transformation von Erfahrungen aus einem Bereich in einen anderen Bereich eröffnet wird.
Auf der Grundlage dieses Modells werden alle Themen in der Einheit von Wort und Bild besprochen. Und das Bild, in das wir unsere verbale Darstellung einordnen, ist immer das Bild des Kreislaufes der Verwertung von Wert. Damit sind sowohl die rechte als auch die linke Hemisphäre des Gehirns angesprochen. Das führt nicht nur zu einem Höchstmaß an Anschaulichkeit und Begriffsschärfe, sondern auch zu kurzen Lernzeiten. Die Darstellung gründet sich konsequent auf die Begriffe des Bestandes und der Änderung eines Bestandes in Gestalt von Mehrungen und Minderungen. Die werden mit den Zeichen ● für Bestand und → für Bestandsänderung durchgängig illustriert. Das ist grundsätzlich neu und dürfte für Techniker und Naturwissenschaftler sehr hilfreich sein.
Aus beiden Begriffen wird zunächst die Logik der Beschreibung von Beständen mittels Inventars und Bilanz sowie den dazugehörigen Kennziffern aufgebaut. Daran schließt sich die Logik der Beschreibung der Änderungen, der Bewegungen von Beständen mittels Bewegungsbilanz, GuV, Ergebnisbilanz, Kosten- und Leistungsrechnung an. In der Kostenrechnung werden die Kosten einer Menge M den Kosten einer Mengeneinheit aus der Menge M gegenübergestellt. Die Darstellung wird auf diesem Wege allgemeingültig und umgeht den oft unsinnig – weil einschränkend - verwendeten Begriff der Stückkosten. Darauf folgt die Logik der doppelten Buchführung. Der Leser weiß jetzt nicht nur, daß er bucht, sondern auch was er bucht. Die Abhandlung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien schließt mit der Beschreibung ihres logischen Gesamtzusammenhanges. Der Leser kann sich somit die Auswirkungen einer Änderung an einer beliebigen Stelle des Systems auf das Gesamtsystem vorstellen; er wird in die Lage versetzt, nicht nur komplex zu denken, sondern auch komplex zu sehen. Das ist eine gute Vorbereitung für die Simulation von Unternehmen am PC. Der Leser erfährt keine betriebswirtschaftliche Mechanik, er erlernt betriebswirtschaftliches Denken. Bei allem spreche ich die Leser an, die Darstellung ist also eine buchstäblich ansprechende Darstellung und keine modifizierte Wiedergabe der einschlägigen Gesetzestexte. Die Darstellung der betriebswirtschaftlichen Instrumentarien, einschließlich der doppelten Buchführung, erfolgt am Beispiel eines kleinen Musterunternehmens, dessen Bilanz auf jeder Seite nur drei Positionen aufweist. Die Zahlenbeispiele werden mit einfachen, glatten Zahlen gerechnet. Der Leser wird so in die Lage versetzt, der Idee zu folgen, er wird nicht durch sinnlose „Praxisnähe“ in Gestalt von Millionenbeträgen mit zwei Stellen nach dem Komma vom Mitdenken abgelenkt. Die auf diesem Wege geschaffene Logik ist genau umgekehrt zu der vieler Lehrbücher. Am Anfang wird nicht die Buchführung behandelt, sondern der Vorgang der Verwertung von Wert. Hier wird der Begriff eingeführt, der in Lehrbüchern der kaufmännischen Grundausbildung üblicherweise erst zum Schluss erscheint, der Begriff der Rentabilität des eingesetzten Kapitals. Dieses Buch ist geschrieben für Leser, die sich aus verschiedensten Gründen mit der Betriebswirtschaftslehre beschäftigen wollen oder müssen und dabei das Gefühl haben, daß BWL unlogisch sei. Das sind in erster Linie gewiß Techniker und Ingenieure, Studenten und Lehrer, Leute mit einem Gespür für Logik und geistige Schönheit. Dieses Buch ist deshalb kein detailliertes BWL-Lehrbuch, das die letzten Tiefen der empirischen Vielfalt behandelt. Es ist im besten Sinne „oberflächlich“, damit der Gesamtzusammenhang sichtbar wird. Und deshalb werden es gewiß auch die sogenannten alten Hasen mit Gewinn lesen. Ich hoffe aber, daß sich auch Wissenschaftstheoretiker, Philosophen und Juristen mit dieser Darstellung beschäftigen werden, denn hier wird gezeigt, wie ein Wissensgebiet durch die Anwendung einfacher Prinzipien in eine logische Ordnung gebracht werden kann. Dabei stellt sich heraus, daß diese anders geordnete Betriebswirtschaftslehre nicht nur von einer Wissensansammlung zur Wissenschaft, sondern darüber hinaus zum Musterfall für andere Wissenschaften werden kann. Unerkannt stecken im betriebswirtschaftlichen Gedankengebäude seit mehreren hundert Jahren Denkprinzipien, die von den Natur- und Technikwissenschaften erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt worden sind. Vorstellungen von Bifurkation, Komplementarität, Fraktalität, Einheit von Widerspruch (fuzzy logic) und Dualität sind in der Betriebswirtschaftslehre genauso enthalten wie in den modernen Naturwissenschaften. Gesehen wurden sie bislang weder von Naturwissenschaftlern und Wissenschaftstheoretikern noch von den Betriebswirtschaftlern selbst. Die Barrieren, die aus der Arbeitsteilung in der Wissenschaft entstehen, haben eine beträchtliche Höhe erreicht. Um den Zusammenhang der Wissensgebiete erkennen zu können, müssen wir deshalb nach oben gehen, nicht nach unten, dürfen wir uns nicht länger in der Detaillierung vergraben. Detaillierung macht erst dann Sinn, wenn das Allgemeine, wenn die Oberfläche bekannt ist. Und was ich Ihnen hier entwickeln werde, das ist eine oberflächliche Darstellung, ist die Darstellung der Benutzeroberfläche der Betriebswirtschaftslehre - nicht irgendeiner windigen Version, sondern der stabilen.
Dieses Buch ist die geistige Vorstufe von „Die Seltsame Logik des Denkens in Gegensätzen“ vom gleichen Autor aus dem Jahre 2022. Hier werden die in der Einzelwissenschaft von der Betriebswirtschaft gewonnenen Erkenntnisse zu einer Wissenschaft von der Wissenschaft verallgemeinert, wobei ebenfalls eine definierte Zeichensprache verwendet wird. |
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